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Die richtige Haltung

Im letzten Jahrhundert war man der Meinung, Wellensittiche könnten nur paarweise gehalten werden. Man nannte sie daher in Frankreich insêparables, die "Unzertrennlichen" - eine Bezeichnung, die erst später auf die in mancher Hinsicht ähnlichen Afrikanischen Kleinpapageien der Gattung Agapornis überging. Man glaubte, daß ein Partner dem anderen bald in den Tod folgte und daß ein Einzelvogel überhaupt nicht zu halten sei. Daran ist ein wahrer Kern. Im kleinsten Rahmen - das ist für diese Vögel der Käfig in der Wohnstube - entfaltet erst ein Pärchen den ganzen Charme seines natürlichen Verhaltens. Schöner ist natürlich ein ganzer Schwarm in der Voliere. Inzwischen hat die erfolgreiche Aufzucht verwaister Nestlinge erwiesen, daß ein Einzelvogel nicht nur gedeiht, sondern sich - als soziales Wesen - in diesem Fall sogar ganz besonders eng an den Menschen anschließt. Der Jungvogel betrachtet den Menschen dann zunächst als Vater bzw. Mutter, später als Kumpan und schenkt ihm seine ganze Zuneigung. Der kleine Wellenpapagei braucht aber als Einzeln gehaltener Vogel sehr viel Zuspruch. Deshalb währe es falsch seinen Hausgenossen in die Ecke zu stellen und nur zu Füttern. Da der Sittich ein gewandter Flieger ist, sollte man ihn nach einer genügenden Eingewöhnungszeit auch regelmäßig - am besten täglich - im Zimmer fliegen lassen. Auch bei der Käfigreinigung und der Fütterung sollten immer ein paar zutrauliche Worte mit ihm geredet werden.Ungünstig für Sittiche und ander Vögel sind rauchige Luft und zu hohe Zimmertemperatur sowie zu trockene Luft. Die Tiere reagieren darauf mit fast ständiger Mauser und geringerer Lebenserwartung. Abhilfe schaffen häufiges Lüften, Zimmerpflanzen, Wasserspender an Heizungen.

Wellensittiche sind ausgesprochene Steppenvögel, und daher ist ihnen nichts angeboren. Sie müssen sozusagen in die Schule um zu lernen wie man z.B. ein Badehauschen benutzt. Viele Zoohändler züchten Wellensittiche auch selbst in großen Volieren, in denen ganze Schwärme herumtollen. Daher braucht man in der Regel einem solchem Vogel nichts zu erlernen. Und wenn doch? Auf keinen Fall den Vögel z.B. in sein Badehäuschen scheuchen. Er wird es sich merken das es Unangenehm war und in Zukunft von fast allem neuen fernbleiben. Ein Gespräch mit dem Tierhändler schaft hier schon Abhilfe (welche Nahrung ist der Jungvogel gewohnt). Ein guter Tierhändler wird ihnen alle Fragen beantworten, also scheuen sie sich nicht davor Fragen zu stellen.

Der richtige Käfig

Für einzelne Tiere und für Pärchen findet man im Zoohandel eine Vielzahl verschiedener Käfige. Sie werden heute vor allen aus Messing und Plastik gefertigt, wobei der vermessingte Draht so behandelt wird, daß er keinen Grünspan ansetzen kann. Wellensittich-Einzelkäfige sollten Horizontalgitter haben, an denen die Tiere mit Hilfe von Schnabel und Füßen auf und ab klettern können. Das ist sehr gut für Vögel, die ihr Leben vorwiegend in einem relativ engen Käfig verbringen müssen. Auch die Ausrüstung der handelsüblichen Käfige mit Sitzstangen und allerlei Turngerät läßt meist nichts zu wünschen übrig. Im allgemeinen kann man sich auf den Zoofachhandel verlassen, was die individuelle Beratung betrifft. Man sollte aber eine rechteckige Käfigform wählen, die länger als hoch ist. Gegen ein aufklappbares Dach, das dem Vogel - geöffnet - weitere Turn- und Sitzmöglichkeiten bietet, ist nichts einzuwenden. Im Zimmer freifliegende Wellensittiche werden dorthin immer gern zurückkehren, und wenn sie zu den Futternäpfen hinabsteigen, braucht man das Dach nur zu schließen, um sie wieder auf Nummer Sicher zu wissen.

Dir richtige Ernährung

Zuerst möchte ich die Futternäpfe ansprechen. Baldachinartige Futternäpfe, die wegen ihrer geringen Grundfläche gerne zu Turmkäfigen geliefert werden, mögen gut gemeint sein und ganz nett aussehen ( sie sollen das Verschmutzen des Futters von oben verhindern). Sie haben aber schon manchen Jungvogel vor vollen Näpfen verhungern lassen. Wir Züchter verwenden nämlich solche Näüfe nicht, sondern meist einfache offene Näpfe oder Futterautomaten. So ist der Jungvogel gewohnt, das Futter von oben zu sehen; in einem Baldachinnapf findet er es oftmals nicht. Wer also unbedingt solche Näpfe benutzen will, muß so lange Futter auf den Boden streuen, bis die neuen Insassen das Futter im Napf eindeutig gefunden haben. Plastikautomaten haben sich für Futter und Wasser sehr bewährt. Es ist nur darauf zu achten, daß sie von den Sitzstangen aus leicht erreichbar sind.

Achtung: Mann sollte stets die Funktion der Automaten prüfen, denn durch Hülsen des Futters kann es vorkommen, daß das Futter nicht nachrieselt, manche Vögel sind auch hier schon verhungert,obwohl der Futterautomat noch halb gefüllt war.

Was man über das Futter wissen sollte.

Freilebende Wellensitiche nehmen nur relativ kurze Zeit im Jahr voll ausgereifte Samen zu sich. In der übrigen Zeit fressen sie Keimlinge, junge Gräser, Grasblüten, heranreifende Samen und wenn auffindbar auch Obst. Hier nun liegt ein wesentlicher Angelpunkt für die biologisch richtige Ernährung. Ist ein Korn einmal ausgereift, so beginnt es langsam abzusterben - ein Prozeß, der von falscher Lagerung beschleunigt werden kann. Ein gesundes Korn ist voll keim- und damit lebensfähig, solange es noch in der Ähre (Rispe) sitzt. Mit dem Ausdreschen beginnt es selbst bei besten Witterungsverhältnissen schon an Nährstoffen zu verlieren. Eine feucht eingebrachte Ernte wird heute mit modernen Maschienen heißluftgetrocknet, wodurch der Verlust an Nährstoffen beschleunigt und die Keimfähigkeit vermindert wird. Ist die Ware durch diesen Prozeß unansehnlich geworden, so wird sie oft poliert und womöglich chemisch manipuliert, wie es in manchen Ländern leider üblich ist.

Die Hauptanbaugebiete für Hirse und Glanz sind Afrika, das südliche Nordamerika, Südamerika, Australien, in geringem Umfang auch der Osten von der Ukraine bis Südostasien. Kolbenhirse kommt heute hauptsächlich aus China. Spanien und Italien sind weitere Lieferungsländer. Neuerdings wurden in Holland und England positiv verlaufende Versuche unternommen, klimatisch beständigeren Glanz anzubauen. Der Anbau in diesen Länderndeckt jedoch noch keineswegs die Nachfrage, und nicht in jedem Jahr ist die Ernte gut. Von je weiter her diese Futtersorten importiert werden, um so älter sind sie bereits, wenn sie bei uns in den Handel gelangen.

Glanz und Hirse sind hinsichtlich ihres Eiweiß- und sonstigen Nährstoffgehaltes etwa gleichwertig. Die Engländer - führend in der Wellensittichzucht - reichen 80% und mehr Glanz. Ehrgeizige deutsche Züchter ahmen dies nach. Sie vergessenjedoch, daß die Engländer auf den besten Glanz der Welt - er kommt aus Spanien und Marokko - seit Jahren ein ungebrochenes Monopol besitzen. Andere Länder (auch Deutschland) müssen sich mit minderer Qualität begnügen

Körnerfutter

Von den größeren Getreidesorten sind Hafer und Weizen für Sittiche brauchbar. Jede abgepackte Wellensittichmischung enthält geschälten Hafer. Man tut jedoch den Vögeln einen größeren Gefallen, wenn man den ganzen Hafer reicht. Neben Kohlenhydraten und Eiweißen enthält Hafer viel Vitamin E, das für die Produktion von Spermien und Eiern unerläßlich ist und das im Fertigfutter nur in geringem Maße enthalten ist. Auch Weizen enthält relativ viel Vitamin B sollte aber wegen seiner Härte nur gekeimt gereicht werden.

Ölhaltige Sämereien wie Hanf- und Sonnenblumenkerne enthalten sehr viel Eiweiß und sind bekömmliche Ölsaaten wenn sie auf ein gesundes Maß reduziert sind. Der üblichen Wellensittichmischung können auch Negersaat, Lein, Mohn, und Salatsamen in kleinen Mengen beigemengt werden. Ich verwende eine Mischung aus 30 - 50% Glanz, 40 - 50% Hirse (zu gleiche Teilen Silber-, Plata-, Japan-, und Senegalhirse) 5% Negersaat und/oder 5% Leinsaat.

Keimfutter sollte man seinen Lieblingen nicht vorenthalten. Aber Vorsicht, Keimfutter kann die Brutbereitschaft steigern.

Ein einfaches Rezept zum zubereiten von Keimfutter ist: Fertigfutter 24 Stunden in Wasser einweichen dann mit einem Küchensieb unter fliesendes Wasser halten, Trockentupfen und in ein Schüsselchen (Glas) mit Deckel an einem hellen warmen Platz stellen und noch mal 24 - 35 Stunden warten. Vorsichtig abwaschen, Trockentupfen und den Vögeln in einem extra Freßnapf reichen.

Grünfutter und Obst

Frische Vogelmiere (Stellaria media) ist das anerkannteste beste und bekömmlichste Grünfutter.In menem Wohnort (Süddeutschland) grünt sie fast das ganze Jahr über. Als arges Unkraut wächst die Vogelmiere mit vorliebe auf beackertem Land, vor allem auf leichten und moorigen Böden. Die Vögel nehmen sie am liebsten mit halbreifen Samenkapseln. In diesem Stadium finden wir sie im Frühling und im Herbst. Da Vogelmiere keinen Durchfall erzeugt, kann man sie ohne Probleme in größeren Mengen reichen.

Von den Salatsorten fressen Wellensittiche am liebsten Kopfsalat. Im Herbst und Winter kann auch Endiviensalat und Feldsalat gegeben werden. In begrenztem Umfang kann auch mit gutem Erfolg Spinat, Mangoldund auch Brokolli verabreicht werden. Weiteres bekömmliches Grünfutter ist sprießende Gras und junge Löwenzahnpflänzchen.

Die einzige Schwierigkeit beim Füttern liegt - neben der Beschaffung - bei der Gewöhnung. Wellensittiche, die noch nie ein grünes Blatt gesehen haben, fressen keine frischen Pflanzen, im Winter wehende Blätter können sie sogar erschrecken. Hier hilft nur Geduld.

Achtung: Welke, gefrorene oder gar verdorbenes Grünfutter ist gefährlich, deshalb darf nicht mehr gereicht werden, als an einem Tage verzehrt wird.